Unternehmungslust, Chilisauce und jede Menge Ideen, um die Welt mit Wasser zu versorgen
Facts
Name: Igor Luketina
Einsatzort: Pedro Carbo, Ecuador
Einsatzstelle: INESEM
Einsatzzeitraum: 2014 - 2015
Als ich als Auslandsdiener nach Ecuador ging, zählte ich auf das Vorbereitungsseminar, mein gebrochenes Spanisch und jede Menge Unternehmenslust. Ich hatte mittlerweile genug Geschichten über den Auslandsdienst von meinem älteren Bruder gehört und wollte die Welt endlich selbst entdecken. Wenig wusste ich, dass ich auch großteils mich selbst entdecken würde. Der Plan war, an einer Schule für beeinträchtigte Kinder zu arbeiten und gleichzeitig Kleinbauern an der trockenen Küste Ecuadors zu unterstützen. Es war eine großartige Chance, die ich jedem weiterempfehle.
Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Tag in Pedro Carbo, der kleinen Stadt, in der ich während meines Einsatzes lebte. Die Sonne brannte heiß auf mich nieder und ich warf einen kurzen Blick auf mein neues Heim: neben der Hauptstraße, mit viel Lärm. Ich war überrascht davon, wie weit weg von der Realität meine Vorstellung doch war, aber ich war auch aufgeregt und voller Energie, bereit, alles zu geben und das Beste aus meiner Zeit in Ecuador zu machen.
Ich tauchte regelrecht in die ecuadorianische Gesellschaft ein und fühlte mich schnell als fester, aber doch ungewöhnlicher Bestandteil des Städtchens Pedro Carbo. Ich lernte die Kultur und die Menschen kennen und lieben, was mir leichtfiel, weil mir das ecuadorianische Gemüt sehr lag. Der Unterricht am Vormittag mit beeinträchtigten Kindern erfüllte mich am meisten, war aber in jeder
Hinsicht sehr fordernd. Besonders, wenn ich den ganzen Nachmittag mit den Kleinbauern Unkraut gejätet und Fässer voller Chilisauce transportiert hatte, dankte ich abends dem Erfinder der Hängematte ausgiebigst.
Ich erinnere mich noch lebhaft an den Moment, der mir den Wassermangel „ans Herz getragen“ hat. Es war nicht das erste oder letzte Mal, dass ich mit den Auswirkungen der Unterversorgung von Wasser konfrontiert war, aber es war das prägnanteste. Ich war weit draußen auf staubigen Feldstraßen unterwegs, als ich zwei kleine Knirpse sah. Der Ältere gerade einmal 4 Jahre alt.
Sie waren mit einer 2-Liter-Flasche Wasser holen. Die Flasche wirkte schwer und unhandlich in den Armen der Kinder. Scheinbar passierte es nicht oft, dass ein Europäer hier vorbeikam, denn sie starrten mich mit großer Verwunderung an. Ich war auch verwundert über die Szene und die Zeit schien etwas langsamer zu vergehen, bis wir zu weit weg waren und die Blicke sich lösten.
Es war ein bewegendes Erlebnis, das mir einen weiteren Einblick in die Wasserprobleme gab, mit denen so viele Menschen auf der Welt zu kämpfen haben.
Als ich nach meinem Einsatz aus Ecuador zurückkehrte, hatte ich noch mehr Pläne als davor. Ich hatte viel gelernt und wusste, dass ich mich beruflich mit Wasser beschäftigen wollte. Ich begann ein Studium im Bereich Wasserwirtschaft und setzte mich intensiv mit den technischen und sozialen Herausforderungen auseinander. Damit die vielen Projekte unter einen Hut kommen, musste eine Non-Profit-Organisation her und so gründete ich „We Sustainable“, um die Bauerngenossenschaft weiterhin zu unterstützen.
Während der Coronapandemie organisierte sich aus WS eine Notfallaktion für über 4000 Lebensmittelpakete als Direkthilfe.
Meine aktuelle Arbeit bei AlchemiaNova, einem Wiener Forschungs- und Entwicklungsinstitut, konzentriert sich auf die Kreislaufwirtschaft für von Dürre betroffene Bauern in Subsahara-Afrika. Die Arbeit an einer hochinnovativen und naturbasierten Lösung zur Entsalzung mit mehr als 5 Partnern lässt mich kreativ aus ingenieurstechnischer Sicht arbeiten. Aber meine Leidenschaft für
die Suche nach Lösungen für die Wasserversorgung endet hier nicht.
In meinem Start-Up Cosmotaics forschen wir an einer neuen Technologie, um Solarparks in Zukunft ökologisch und wasserresilient zu betreiben, was speziell in ariden Gebieten wichtig ist. Durch Unterstützung des Social Impact Award 2022 und der AWS arbeiten mein Team und ich gerade an einem Prototyp in Tulln. Als Mitglied des Präsidiums der Young Water Professionals Austria
(YWP) setze ich mich auch dafür ein, die jungen Mitglieder zu befähigen, eine nachhaltige und innovative Zukunft für den Wassersektor zu gestalten.
Die Erfahrung in Ecuador hat mich positiv geprägt und mir die nötige Motivation gegeben, um mich für reelle Probleme in der Welt einzusetzen. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es viele Herausforderungen gibt, aber auch viele Möglichkeiten, um positiv zu wirken. Es ist wichtig, sich für diejenigen einzusetzen, die es am dringendsten brauchen und ich habe als Teil der globalen Gemeinschaft eine Verantwortung dafür, meinen Beitrag zu leisten. Aufrichtiger Dank geht an Hans Tatzl, Gerhard Vonach, Romedius Türr, Daniel Schönthaler, Pascal Rosenberger, Franziska Beer, Josue Pelucas, Johan El Dingo, Ronny Bello, Carlos Recalde, Nery Jaramillo, Lorena Pluas und viele mehr, die meine Zeit in Ecuador positiv beeinflusst haben.