Florian - Ngaoubela, Kamerun

Ich fühlte mich ernst genommen wie nie zuvor in meinem Leben

Facts
Name: Florian Schirg
Beruf: Space-Tech-Projektmanager beim accent Inkubator
Einsatzort: Ngaoubela, Kamerun
Einsatzstelle:   Hôpital Protestant in Ngaoubela
Einsatzzeitraum: 2007 - 2008

Raus in die Welt, davon hat Florian schon als Kind geträumt, denn im Urlaub mit den Eltern verreisen kannte er eher vom Hörensagen. Als er von der Möglichkeit eines Auslandszivildienstes hörte,
war für ihn deshalb klar: Genau sein Ding - am liebsten in Brasilien oder Nicaragua. Das wurde es dann zwar nicht, aber sein Weg führte ihn nach Ngaoubela in Kamerun, wo er sich unter vielem anderen um den Import eines Spendengütertransports aus Österreich und die Finanzen des Krankenhauses kümmerte, in dem bereits seit vielen Jahren die Vorarlberger Ärztin Dr. Elisabeth Neier ihre Lebensaufgabe gefunden hat.

Kamerun bereitete ihm einen „heißen“ Empfang in der Trockenzeit, spätestens um 14:00 Uhr war es dort schon so heiß, dass er schier im Stehen hätte einschlafen können. Die Luft war mit weniger als 5 % Luftfeuchtigkeit so trocken, dass es genügte, sich leicht an der Nase zu kratzen, um Nasenbluten zu bekommen. Dass die Frauen aus dem Dorf von 5 Uhr Früh an bereits auf dem Feld arbeiteten, sich zudem auch noch um Haushalt und Kinder kümmerten waren hingegen harte Lebensrealität. Familien mit mehr als 10 Kindern waren keine Seltenheit.
Er machte aber auch Bekanntschaft mit dem bunten Leben vor Ort, mit den Festen, zu denen auch er eingeladen und ein gern gesehener Gast war. Sogar passende landestypische Kleidung legte er sich dafür zu. Ein treuer Begleiter wurde ihm Idéfing, eine kleine Hündin, die nur kurze Zeit, bevor Florian nach Kamerun kam, dort geboren wurde und ihn auf Schritt und Tritt – auch auf Wanderungen - begleitete. Ein Leben, oft bis zu zwei Wochen ohne Strom, ganz nach dem Rhythmus der Sonne. Somit wurde es zu einem Ritual, mit Idéfing um 5 Uhr Früh auf den Lieblingsfelsen zu wandern – ein Ritual, das ihm Kraft für den ganzen Tag gab.

Nicht nur die Finanzen des Krankenhauses beschäftigten ihn, er managte auch den Bau des sogenannten „Vorarlberg-Hauses“ und kümmerte sich um die Spendenkontenverwaltung und die IT. Die Infrastruktur bestand damals zwar nur als 5 Geräten, aber das hinderte ihn nicht daran, einen Computerkurs für Textverarbeitung und Excel anzubieten, der von der Bevölkerung auch begeistert angenommen wurde. Der Kurs war den Teilnehmern so wichtig, dass sie sogar pünktlich zum Unterricht erschienen – keine Selbstverständlichkeit an einem Ort, wo man eigentlich keine Verabredungen für eine bestimmte Uhrzeit, sondern nur für einen bestimmten Tag trifft.

Mit der Zeit sprach sich herum, dass man mit Florian rechnen konnte: Sei es, dass ein Pfleger im OP ausfiel und Florian kurzerhand zur OP-Assistenz ernannt wurde oder Jugendliche einen Mitstreiter mit einer passablen Kamera und dem entsprechenden Know-how für ein Filmprojekt suchten, der mit ihnen dann drei Stunden durch den Busch in ein kleines Dorf wanderte, um dort zu drehen. So schloss er viele Freundschaften, auch mit dem Häuptling eines Nomadendorfes.

„Ich fühlte mich auf eine Art und Weise resperktiert wie ich es davor in Österreich nicht erlebt hatte“, so Florian über seine Zeit in Kamerun.

Heute, mittlerweile ein Doktorat in Innovationsmanagement in der Tasche, begleitet Florian als Projektmanager beim niederösterreichischen Technologieinkubator „accent“ Menschen
mit Ideen dabei, Gründer*innen zu werden. Florian: „Ich arbeite liebend gerne mit Erfinder*innen und Wissenschafter*innen, um wie damals in Ngaoubela Dinge zu bewegen und die Welt verändern zu können“.