Moritz - São Paulo/Brasilien

Begegnungen mit neuen Lebensrealitäten
Brasilien ist viel mehr als Copa Cabana, Feijoada und Caipirinha 
 

Facts
Name: Moritz Bjelic
Einsatzort: São Paulo, Brasilien
Einsatzstelle: Rede Rua
Einsatzzeitraum: 2024 - 2025

Mein erster Sonnenuntergang in São Paulo war nicht wie ich ihn erwartet hatte: Versteckt hinter einer dichten Smogschicht entsprach er so gar nicht dem Klischee. Kein Wunder, denn als
ich im September 2024 ankam, fand ich mich mit der wohl weltweit schlechtesten Luftqualität konfrontiert.

Die schiere Größe und Vielfalt der Stadt haben mich sofort beeindruckt: Hier in São Paulo existieren viele „Städte in einer Stadt“, die jeweils ihre eigene Realität haben. Sao Paulo ist eine Stadt der Geräusche: Es ist hier selten still – die Stadt lebt rund um die Uhr, hat einen eigenen Duft, eigene Klänge und eine unverwechselbare Atmosphäre, die das Bild der Stadt prägt.
Hier, beim Projekt „Rede Rua“ verbinden sich journalistische und mediale Arbeit mit sozialem Engagement. Ein Jahr lang arbeite ich als Freiwilliger hier mit – im Büro, aber auch direkt mit den Obdachlosen, bringe meinen schulischen und beruflichen Hintergrund im Umgang mit den Medien ein, schätze, wie sehr Individualität hier gefördert wird.

„Rede Rua“ ist ein Ort, an dem man in intensiven Begegnungen und Auseinandersetzungen mit Themen wie Obdachlosigkeit unglaublich viel lernen kann. Die Begegnungen sind das Wertvollste an meinem Einsatz. Besonders die direkte Zusammenarbeit mit den Obdachlosen hat mir neue Perspektiven eröffnet. Begegnungen mit neuen Lebensrealitäten.

Ich habe hier echte Freundschaften geschlossen wie etwa mit Roberto, einem Freund, den ich über die Organisation kennengelernt habe. Ob bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie dem Zeitungsverkauf oder beim Austausch über verschiedene Lebensrealitäten: Diese Begegnungen bereichern mich persönlich und inspirieren mich immer wieder aufs Neue.
Natürlich gibt es kulturelle Unterschiede, die man beachten sollte – vor allem in Bezug auf Verbindlichkeit. Die Einladung zum gemeinsamen Bier ist meist mehr ein freundlicher und unverbindlicher Hinweis, als dass man fest damit rechnet. Das mag am Anfang etwas irritieren, aber wenn man sich in den richtigen Kreisen bewegt, findet man hier auch viele Menschen, die einem vertraut sind und bei denen man sich schnell zuhause fühlt.

Brasilianer verstehen es meisterhaft, jeden Anlass in ein Fest zu verwandeln. Karneval und Neujahr (Réveillon) sind natürlich weltbekannt, aber auch viele kleine Feierlichkeiten haben hier eine
große Bedeutung. Die Basis der brasilianischen Küche – „arroz e feijão“ (Reis und Bohnen) ist für mich eine solide Grundlage, mit der ich gut leben kann. Besonders gerne mag ich auch „Pastel“, eine Art gefüllte und frittierte Teigtasche sowie „Caldo de Cana“, Zuckerrohrsaft, oft mit Zitrone serviert. Lustig ist auch der Vergleich: So wie das Schnitzel in Österreich Kultstatus genießt, hat hier in Brasilien die „Feijoada“ einen ganz besonderen Platz im Herzen der Menschen.

Die Zeit hier hat mich persönlich sehr verän Ich spreche nicht nur eine neue Sprache, sondern stelle mich auch täglich neuen Herausforderungen, setze mich mit neuen Lebensrealitäten auseinander. Diese intensive Auseinandersetzung mit einer anderen Kultur bewirkt unweigerlich Veränderungen – und genau das macht den Einsatz so wertvoll.