Zwischen den Lebenswelten Afrikas
Vom beschaulichen Dorf Bukene in die Millionenstadt Kampala
Facts
Name: Xenia Milovanov, Bruno Fröschl, Veit Grausam
Einsatzort: Bukene/Tansania
Einsatzstelle: Schulzentrum St. Francis de Sales
Einsatzzeitraum: 2024 - 2025
Wir sind Xenia, Veit und Bruno, die aktuellen Freiwilligen in Bukene, Tansania. Bukene ist ein Dorf, das im Inland von Tansania liegt, ca. 4 h südlich vom Viktoria See. Unsere Aufgabe ist es, Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren, „spoken English“ beizubringen und bei der Nachmittagsbetreuung auszuhelfen. Die Schule selbst befindet sich auf einem großen Gelände mit einem Fußballfeld und Spielplatz und dem dazugehörigen Internat, das von ca. der Hälfte aller Schulkinder besucht wird.
Auch wenn der Unterricht manchmal eine große Herausforderung darstellt, erfüllt uns die Arbeit mit den Kindern sehr und zaubert uns jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht. Wenn die Kinder im Dezember Weihnachtsferien haben und vom Internat zu ihren Familien zurückkehren, wird es leer und still auf dem Gelände. Die perfekte Gelegenheit, um sich auf die Reise zu begeben und Xaver, Sophie und Sofia, die als Freiwillige in Kampala/Uganda im Einsatz sind, einen Besuch abzustatten.
Das Nsambya Babies‘ Home ist ein Ort, wo Babys und Kleinkinder aufgenommen werden, wenn sie z.B. verwaist sind oder auf der Straße ausgesetzt gefunden wurden. Die Freiwilligen kümmern sich um die Grundversorgung der Kinder. In der Früh wird als Erstes Zähne geputzt, Windeln gewechselt, aufs Töpfchen gesetzt und im Laufe des Tages wird viel gekuschelt und gespielt. Zum Mittagessen gibt es meist Reis mit Bohnen oder Posho (ein festgekochter Getreidebrei). Bei uns in Tansania nennt man es Ugali. Eine weitere wichtige Aufgabe von den Freiwilligen besteht darin, Kindern zu helfen, mit ihren gefundenen Familienmitgliedern wiedervereint zu werden oder sie im Rahmen
einer Adoption zu vermitteln. Einige leben schon von klein auf hier und warten mehrere Jahre auf ein Zuhause, andere bleiben nur für paar Wochen.
Anders als bei unserer Einsatzstelle benötigen die Kinder im Babies‘ Home besondere emotionale Unterstützung, da sie noch viel jünger sind und oftmals traumatische Erfahrungen gemacht haben. Die Freiwilligen helfen den Kindern dabei, wieder stark und gesund zu werden und konzentrieren sich auf die soziale sowie emotionale Förderung. Während wir in der Schule einen etwas distanzierteren Kontakt zu den Kindern haben und uns eher auf den schulischen Alltag und das Unterrichten konzentrieren.
Der Alltag im Babies‘ Home ist flexibler und orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Kinder, während der Tagesablauf in der Schule klar strukturiert und von den Unterrichtszeiten geprägt ist. Zudem erfordert die Arbeit im Babies‘ Home oft mehr Empathie und Sensibilität im Umgang mit den Kindern, die teils schwierige Lebensgeschichten haben, während in der Schule die Unterstützung eher auf den Lernprozess und das Spielen ausgerichtet ist. Außerdem arbeiten die Freiwilligen aus Kampala enger mit den sogenannten „,Mommies“ und den Sozialarbeiter*innen zusammen, um den Kindern eine stabilere Umgebung zu bieten.
Teamarbeit ist somit ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Während wir nur zu dritt, ohne Lehrer*innen, eine ganze Klasse unterrichten.
Abgesehen von den Verschiedenheiten der beiden Einsatzstellen, gibt es natürlich weitere große Unterschiede zwischen Kampala und Bukene, die vor allem darauf beruhen, dass Bukene ein Dorf und Kampala eine Millionenstadt ist.
Zunächst fällt die Hektik auf, der unglaublich laute und chaotische Verkehr und die wahnsinnig vielen Menschen, die sich durch die Straßen, Märkte und Geschäfte bewegen. Haupttransportmittel in vielen ostafrikanischen Großstädten, aber besonders in Kampala, sind die sogenannten „BodaBodas“. Das sind Motorräder, auf denen bis zu drei Passagiere mehr oder weniger Platz haben und von A nach B transportiert werden. Von diesen Motorradtaxis fahren Tausende kreuz und quer durch die Stadt und können über eine App gerufen oder einfach durch Zurufen angehalten und bestiegen werden. Die Menschen in der Großstadt waren zwar ebenso gastfreundlich, offen und einladend, wie wir es aus Bukene kennen, aber erst, wenn man näher mit ihnen zu tun hat. Wir waren es von unserer Einsatzstelle gewohnt, jede Person auf der Straße zu begrüßen und uns auch hin und wieder, soweit es unser gebrochenes Swahili zulässt, etwas zu unterhalten. Ein Unterschied zwischen Stadt und Dorf, den wir so oder so ähnlich auch aus Österreich kennen.
Ein Aspekt ist deutlich extremer als in Österreich: Der Unterschied in der Schere zwischen Arm und Reich. Die Menschen in Bukene leben in sehr einfachen Verhältnissen - Hungersnot oder Krankheiten, die aufgrund mangelnder Behandlung lebensgefährlich werden, sind aber ein vergleichsweise geringes Thema. Die einzigen Menschen, die etwas wohlhabender leben, sind die, die in Verbindung mit dem Kloster oder der Saint-Francis-de-Sales-Schule stehen. In Kampala sind die Unterschiede enorm: Es gibt ganze Viertel, in denen Villen, Botschaften, riesige Hotels und Einkaufzentren stehen, während der Großteil der Bevölkerung in den ärmeren Wohnvierteln oder teilweise auch auf der Straße lebt. Kinder, die einen auf der Straße um Geld oder Essen bitten, sind leider keine Besonderheit. Ein Grund für diese Gegensätze ist sicher auch die Internationalität der Stadt. Es gibt einerseits viele Student*innen, die meist aus Nordafrika oder Saudi Arabien kommen, anderseits viele Menschen, die dort arbeiten oder eine Art Freiwilligeneinsatz machen. Dadurch entstehen viele Cafés, Restaurants, Bars und Clubs, die hauptsächlich von Ausländer*innen besucht werden. Diese sind dann meistens, aber nicht immer, in den reichen Gegenden.
Woran wir drei „Bukenianer“ die Internationalität der Hauptstadt gleich am Anfang erkannt haben, ist, dass ein Großteil der Bevölkerung Englisch spricht, was wir aus Tansania bzw. Bukene gar nicht kannten. Luganda ist eine der meistgesprochenen Sprachen in Uganda, wird aber vor allem in Kampala, gesprochen. Ein weiterer Unterschied zu Tansania, da Kiswahili die am weitesten verbreitete Sprache in Ostafrika ist. Da nur ein kleiner Anteil der Bevölkerung Luganda spricht, hat Englisch eine größere Bedeutung als z.B. in Tansania. Man muss aber fairerweise anmerken, dass wir bisher nur einen Tag in einer Großstadt in Tansania waren, dort wurde aber wie gesagt deutlich weniger bzw. schlechter Englisch gesprochen.
Nach einer Woche in Kampala reisten wir zu sechst nach Kenia. Am Diani Beach angekommen, gingen wir sofort zum Strand. Es war eine wahre Erleichterung, sich nach den vielen Busfahrten im Indischen Ozean treiben zu lassen. Der größte Unterschied zu den anderen Orten auf unserer Reise war, dass der Diani Beach stark touristisch geprägt ist. Das merkt man sofort daran, dass es hier eine große Anzahl an Resorts gibt. Zudem sprechen die „Locals“, die dir frische Kokosnüsse oder eine Bootstour verkaufen wollen, sehr gut Deutsch. Nach mehreren Tagen am weißen Strand setzten wir unsere Reise fort und machten Nairobi zu unserem letzten Stopp, wo eine Freundin aus Kampala auf uns wartete. Nairobi kam uns allen noch einmal größer vor als Kampala. Allerdings sind die Straßen und der gesamte Verkehr besser geregelt, was dazu führt, dass Nairobi mehr an eine westliche oder europäische Stadt erinnert.
Da Nairobi so westlich angehaucht und internationaler ist, zahlt man im Supermarkt und für viele andere Dinge deutlich mehr als in Uganda oder Tansania. An unserem ersten Tag in der Millionenstadt besuchten wir das „Nairobi National Museum“, das uns über die Kolonialzeit und die Unabhängigkeit des Landes aufklärte. Außerdem erfuhren wir mehr über die Evolution und die artenreiche Tierwelt, die es in Kenia und ganz Ostafrika gibt. Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den Weg zum Nairobi National Park. Dort besuchten wir das „Elephant Orphanage“, das verwaiste Elefantenbabys aufnimmt, die in Gefahr schweben und diese nach einer Weile wieder in die Wildnis entlässt. Danach unternahmen wir eine dreistündige Safari und hätten nie erwartet, so viele verschiedene Tiere zu sehen.
Nach einer langen Reise mit zahlreichen Erlebnissen und vielen Eindrücken neigte sich unsere Reise dem Ende zu. Die Freiwilligen aus Kampala fuhren zurück nach Uganda, und wir drei setzten unseren Weg nach Tansania fort.