Lorenz - Tambacounda/Senegal

Verbindungen zwischen zwei Ländern schaffen und Vorurteilen entgegenwirken
Gedanken über meine Zeit im Senegal
 

Facts
Name: Lorenz Pojer
Einsatzort: Tambacounda/Senegal
Einsatzstelle: Caritas Tambacounda, Schwerpunkt: Ernährungssicherheit
Einsatzzeitraum: 2023 - 2024

Die Caritas Tambacounda Organisation trägt durch zahlreiche Projekte zur Verbesserung der Ernährungssicherheit bei, begegnet den Herausforderungen der Wasserknappheit und hilft den Menschen, ein etwas leichteres Leben zu führen. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, niemandem ein System aufzuzwingen, sondern gemeinsam mit den Gemeinschaften ebenbürtig zu arbeiten. 

Der individuelle Ansatz berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse und kulturellen Aspekte, wie beispielsweise Glaube und Tradition. Das höchste Ziel besteht darin, die Menschen so zu unterstützen, dass sie langfristig unabhängig von der Caritas werden können. Als Freiwilliger durfte ich in meiner Zeit im Senegal einen Beitrag dazu leisten. Mit Stolz und Demut blicke ich auf eine bereichernde Zeit zurück, die mir tiefe Einblicke in den Alltag und die Kultur Senegals gegeben hat. 
Ich bin unendlich dankbar für die Freundschaften, die ich geschlossen habe, für die familiäre Verbundenheit, die ich erfahren durfte, und für die wertvollen Erlebnisse, die mich ein Leben lang begleiten werden. 

Tätigkeit in meiner neuen Heimat
Meine Tätigkeit im Kommunikationsbüro führte mich zu den unterschiedlichsten Orten im Senegal, darunter Makka, Kaolack, Salemata, Missirah, Kédougou, Bakel, Touba, Koussanar u.v.m.  Dort hatte ich das Privileg,
eine Vielzahl von Menschen kennenzulernen – von Bürgermeistern und Stammesführern bis hin zu Ministern und Dorfbewohnern, die oft in ganz anderen Lebensrealitäten leben. In jedem dieser Orte wurde ich
herzlich empfangen, und oft verbrachten wir die erste halbe Stunde mit ausgelassenem Tanzen, bevor wir zur eigentlichen Arbeit übergingen. 

Durch die Mentalität Senegals zieht sich der sogenannte „esprit teranga“, wobei teranga aus Wolof (der neben der Amtssprache Französisch meistgesprochenen Sprache) übersetzt soviel wie Gastfreundschaft bedeutet, welche in Senegal sehr großgeschrieben wird. In den abgelegenen Dörfern, in denen häufig kein Französisch gesprochen wird, kam oft ein Freiwilliger als Übersetzer zum Einsatz.
Diese Erfahrungen lehrten mich eine wichtige Lektion: Egal wie unterschiedlich Kulturen erscheinen mögen, die menschliche Verbindung bleibt bestehen, unabhängig von Sprache oder Herkunft.

Die unverfälschte Authentizität, mit der die Menschen interagieren, ist eines der vielen Dinge, die ich von dieser Reise mitgenommen habe. Besonders inspirieren mich die Frauen in den Dörfern. Neben der Rolle als Mutter und Ehefrau spielen sie zudem auch eine entscheidende Rolle in der Ernährungssicherung, im gesellschaftlichen Zusammenhalt und in der Organisation des Gemeindelebens. Sie pflegen die Gemüsegärten und sorgen für reiche Ernten.
 
Gemeinsam mit meiner Partnerin, Madame Mansely, dokumentierten wir jede Mission. Dies führte zu einer Sammlung schöner Fotos, die die Stärke und Vielfalt dieser Gemeinschaften eindrucksvoll festhielten. Dabei konnte ich meine Leidenschaft für die Fotografie vertiefen, und wir lernten im Austausch voneinander – ein hervorragendes Team. 

Wenn es einmal ruhiger war …
Wenn wir nicht auf Mission waren, arbeiteten wir im Büro der Caritas, wo wir Fotos und Videos sortierten, selektierten und nachbearbeiteten. Neben der Fotografie war es meine Aufgabe, Besuche von Partnern und Missionen im Rahmen bestimmter Projekte zu filmen und anschließend zu kurzen Videos zu verarbeiten. Diese Clips wurden für Social Media und zur Weiterleitung an unsere Partner im In- und Ausland verwendet. Diese Erfahrungen haben meinen
Blick auf den Alltag und die Herausforderungen der Menschen vor Ort nachhaltig geprägt und bereichern mein Leben auf vielfältige Weise.

Am Wochenende hatte ich mit der Zeit schon meine eigene Runde gefunden, zu der ich Teetrinken gegangen bin. Der senegalesische Tee hat einen hohen nationalen Stellenwert und so kann man eigentlich, gerade am Wochenende,
in Tambacounda überall immer wieder kleine Gruppen finden, die zusammen Tee trinken und über Gott und die Welt diskutieren und philosophieren.  Ich lernte, wie man senegalesischen Tee zubereitet. Die Gruppe, mit der ich zusammensass, war mit mir so zufrieden, dass ich schon bald den Tee für sie zubereiten durfte. 

Da ich in Österreich schon immer viel Freude am Kunstschaffen hatte, war es für mich keine Überraschung, dass dieses Bedürfnis des Einfangens und auf die Leinwand oder das Papier Bringens auch in Tambacounda gestillt werden sollte. So wurde ich kreativ und sammelte Zementsäcke und Kohle von unseren Wochenend-Teerunden und fertigte einige Kohlezeichnungen an. Darauf zu sehen sind meistens Frauen, welche mir im Rahmen von Projekten mit der Caritas begegnet sind. 

Gemeinsam mit einem Freund, der selbst auch Künstler in Tambacounda ist, besorgte ich mir die notwendigen Materialien, ließ mir einen Holzrahmen bauen und bespannte mir meine eigene Leinwand. 

Meine Gedanken zur Kritik an meinem Einsatz
Ich wurde öfters mit der Frage konfrontiert, ob ein solcher Einsatz tatsächlich etwas bringe.
Es geht meiner Meinung nach darum, eine Verbindung zwischen zwei Ländern zu schaffen, Vorurteilen entgegenzuwirken und ein besseres Verständnis füreinander zu fördern.

Der direkte Kontakt mit Menschen aus ganz anderen Lebensumständen öffnet den Blick für deren Herausforderungen und Stärken. Durch den Austausch von Ideen und Werten lernen wir, dass es nicht nur um materielle Unterstützung geht, sondern auch um die Schaffung von Empathie und globaler Gemeinschaft. So haben dieser Ort, diese Menschen und meine senegalesische Familie für immer einen Platz in meinem Herzen und ich freue mich
schon sehr darauf, meine Familie dort im Rahmen einer Kommunionfeier im Sommer wieder zu besuchen.