Waisenkindern ein Zuhause bieten
Mein Jahr im Babies' Home in Kampala
Facts
Name: Jonas Summer
Beruf: Industriekaufmann und Betriebslogistiker
Einsatzort: Kampala/Uganda
Einsatzstelle: Nsambya Babies' Home
Einsatzzeitraum: 2023 - 2024
Schon immer wollte ich über eine längere Zeit allein im Ausland leben und eine neue Kultur kennenlernen, selbstständiger werden.
Da ich immer schon gut mit Kindern umgehen konnte – auf Familienfesten habe ich oft die Rolle des Aufpassers übernommen – war das Babies‘ Home in Kampala genau das Richtige für mich.
So machte ich mich auf dem Weg in die Hauptstadt Ugandas, um dort als Freiwilliger neue Erfahrungen zu sammeln. Als ich aus dem Flugzeug stieg, die Luft spürte, den allgegenwärtigen roten Sand sah, fühlte ich mich, als sei ich auf einem anderen Planeten gelandet und mitten in einem Film. Im Nsambya Babies Home werden hauptsächlich Babys und Kinder bis zum Alter von 5 Jahren betreut. Manche Kinder sind nur wenige Tage da, andere mehrere Monate. Berührende Schicksale gibt es viele: Kinder, die an Bettelorganisationen verkauft und Babys, die einfach nach der Geburt im Krankenhaus zurückgelassen wurden.
Die Sozialarbeiter versuchen, Bezugspersonen der Kinder aufzuspüren und diese, wenn möglich nach Hause zu bringen. Kinder, die schon lange im Waisenhaus sind und bei denen keine Verwandten gefunden wurden, werden an einheimische Pflegeeltern vermittelt.
Ich schloss die Kinder von Anfang an in mein Herz und freute mich, mit ihnen Zeit zu verbringen, ihnen etwas beizubringen zu können. Waren die Grundarbeiten erledigt, durfte ich mir selbst aussuchen, wo ich mich einbringen wollte und verbrachte viel Zeit bei den Neugeborenen, half aber gerne überall, wo es etwas zu tun gab. Das familiäre Umfeld gefiel mir. Das Babies‘ Home will ein Zuhause sein, nicht einfach ein Waisenhaus und so hieß es oft: „We are a Babies‘ Home not just a Babies‘ orphanage“.
Ich habe erleben dürfen, wie Kinder, die anfangs völlig verstört, unruhig oder traurig waren, sich mit der Zeit öffneten und Freude am Lernen entdeckten – plötzlich anfingen zu zählen oder Lieder zu singen – das war für mich jedes Mal aufs Neue ein großartiges Erlebnis. Dass sie hier zumindest vorübergehend ein Zuhause fanden und Zuwendung bekamen, spielte dabei sicher auch eine Rolle.
Es war ein großartiges Gefühl zu erleben, wenn in den Kindern das Interesse am Lernen erwachte, sie immer noch mehr Aufgaben wollten, plötzlich anfingen, ein gelerntes Lied zu singen oder zu zählen.
Anfängliche Unsicherheiten – zum Beispiel das Thema Sicherheit oder ob ich mit den Menschen vor Ort gut zurechtkomme – konnte ich schnell ablegen. Ich bin einfach offen auf die Menschen zugegangen und habe von ihnen gelernt genau wie sie von mir. Das positive Mindset und die herzliche Grundhaltung vieler Menschen vor Ort hat mich immer wieder beeindruckt und die Kinder haben mir oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Ich erinnere mich daran, dass eine der Mitarbeiterinnen vor Ort bei strömendem Regen völlig durchnässt zur Arbeit im Babies‘ Home eingetroffen ist. Für jeden anderen wäre der Tag vermutlich gelaufen gewesen – sie aber stand singend unter der Regenrinne und sah diesen Moment als Chance, sich das Duschen am Abend zu sparen. Durch meine Mitgliedschaft im lokalen Basketball-Verein ergaben sich dann auch tiefgründigere Gespräche mit einheimischen Jugendlichen. Da wurde mir nochmal so richtig klar, wie glücklich ich mich in Österreich schätzen kann.
Bildung ist hier Privileg und Mangelware, denn oft übersteigen die Schulgebühren das Monatseinkommen der Eltern.
Ich hatte das Glück, die Schule besuchen, eine Ausbildung machen zu dürfen und eine Arbeit mit fairer Bezahlung zu haben – dafür bin ich jetzt besonders dankbar, denn ich habe in diesem Jahr erlebt, dass das ganz und gar nicht selbstverständlich ist